Dr. med. Stengel, BR, Wir in Bayern, 19.06.18

After-Sun-Hautpflege

Inwiefern wird die Haut beansprucht beim Sonnenbad?

Ein Sonnenbad ist bei hellhäutigen Hauttypen mit gewissen Risiken verbunden. Kurzfristige Folgen können ein Sonnenbrand mit Rötung, Schwellung, Schmerzen und ggf. Blasenbildung sein. Langfristige Folgen sind die UV-bedingte Hautalterung („Photoaging“) und ein erhöhtes Hautkrebs Risiko. Daher sollte man auf einen bewussten Umgang mit der Sonne achten und ein paar Regeln beachten.

Was braucht die Haut nach dem Sonnenbad?

Nach dem Sonnenbad braucht die Haut viel Feuchtigkeit. Dazu am besten ein fettfreies After-Sun oder eine Feuchtigkeitsmilch mehrmals täglich auftragen. Im Kühlschrank aufbewahrt kühlt es die Haut angenehm beim Auftragen. Viel trinken, um dem Körper wieder Flüssigkeit zuzuführen.

Was sollten After-Sun Produkte enthalten, um wirksam zu sein?

Gut sind hautregenerierende Inhaltsstoffe wie Dexpanthenol, Bisabolol, Allantoin und Feuchtigkeitsspender wie Glycerin. Angenehm sind Sprays, die sich ohne Einreiben auf der empfindlichen Haut verteilen lassen und gleichzeitig einen kühlenden Effekt haben.

Deine Empfehlung bei Sonnenbrand?

Erstmaßnahme: sofort raus aus der Sonne. Rötet sich die Haut, ist der Schaden bereits erfolgt. Jetzt heißt es Schadens-Begrenzung: Sofort in den Schatten oder besser in ein Gebäude gehen. Ist das zunächst nicht möglich, die Haut mit sonnenundurchlässiger Kleidung bedecken. Die Haut mit sauberem Wasser kühlen, am besten eine kühle Dusche nehmen. Gut ist auch ein nasses T-Shirt anzuziehen oder die Haut mit feuchten Leintüchern, die in sauberem Leitungswasser ausgewrungen wurden zu kühlen. Aber Achtung: bei starken Sonnenbränden und bei Kindern nicht zu kühl abwaschen, da es ähnlich wie bei Verbrennungsopfern zu starker Unterkühlung kommen kann. Die Haut nach dem Duschen vorsichtig trocken tupfen und nicht rubbeln, um zusätzliche Irritationen der Haut zu vermeiden. Nicht mit Eiswürfeln oder Coolpacks kühlen, da dies zu Erfrierungen führen kann. Anschließend die Haut mit viel Feuchtigkeit versorgen. Ein fettfreies After-Sun-Produkt mehrmals täglich über 1-2 Wochen auftragen, das im Kühlschrank aufbewahrt die Haut angenehm kühlt. In den ersten Tagen hilft eine frei verkäufliche und niedrig dosierte Kortisoncreme -oder Gel zweimal pro Tag aufgetragen, um die akute Entzündungsreaktion abzumildern. Gut ist auch der Inhaltsstoff Polidocanol, der lokal betäubend wirkt und damit den Schmerz abmildert. Die Heilung kann man auch von innen unterstützen, also viel trinken, am besten Wasser oder ungesüßten Tee, um dem Körper wieder Flüssigkeit zuzuführen. Bei Schmerzen Aspirin oder Ibuprofen einnehmen, das schmerzlindernd und gleichzeitig entzündungshemmend wirkt, dies insbesondere bei Sonnenbränden ab Grad 2, also mit Blasenbildung. Bei ausgeprägter Rötung der Haut, Blasenbildung und/oder Fieber unbedingt einen Arzt aufsuchen.

Was dagegen ist eher schlecht bei Sonnenbrand?

Hausmittel wie Zitronensaft, Obstessig, Eiswürfel würde ich eher meiden. Diese schaden der Haut mehr als dass sie nutzen. Frucht- und Essigsäure wirken zusätzlich irritierend bei sonnenbrand-geschädigter Haut und Eiswürfel können Erfrierungen verursachen. Vorsicht außerdem bei der Anwendung von Kamille oder Ringelblume, dies führt nicht selten zu Kontaktallergien.

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Dr. med. Monique Stengel zum Thema After Sun-Hautpflege in der BR-Sendung „Wir in Bayern“ vom 18.06.20

Was ist generell eher schlecht nach dem Sonnenbaden?

Keine Salben oder zu fettigen Cremes anwenden, da dies die Poren verstopft und zu einem Hitzestau in der Haut führen mit Entstehung von Hitzepickeln führen kann.

„Quark gegen Sonnenbrand“ – ein hartnäckiger Mythos oder effektives Hausmittel?

Quark-Auflagen wirken entzündungshemmend und kühlend. Aber Achtung: nicht warm werden und antrocknen lassen, sonst schmerzt das Entfernen und nicht auf offenen Hautstellen anwenden, da die enthaltenen Bakterien auf der geschwächten Haut Entzündungen auslösen können. Abgekühlte Schwarzteebeutel wirken ebenfalls entzündungshemmend durch die enthaltene Gerbsäure.

Was ist von Aloe Vera Produkten als After-Sun Pflege zu halten?

Aloe Vera wird seit langem traditionell bei Sonnenbrand eingesetzt. Meiner Meinung nach ist es gerade bei leichten Sonnenbränden, die nur mit einer Rötung einhergehen ein gutes Mittel, um die Haut zu kühlen und wieder mit Feuchtigkeit zu versorgen. Es existieren sogar Studien, die eine schnellere Wundheilung in der „Aloe-Gruppe“  als in der Kontrollgruppe belegen.

Was tun, wenn sich nach Sonnenbrand die Haut abschält?

Feuchtigkeit von außen zuführen, also Feuchtigkeitslotionen oder -milch mehrmals täglich auftragen und zusätzlich viel trinken. Auf keinen Fall die Hautfetzen abziehen, sonst kann es zu Infektionen kommen.

Kann man die Haut irgendwie auf das Sonnenbad vorbereiten, außer Sonnenschutz zu benutzen?

Die Haut kann man durch kurze wiederholte Aufenthalte in der Sonne z.B. in den frühen Morgenstunden oder abends (immer einen Sonnenbrand vermeiden!), langsam an die Sonne gewöhnen. Diese Aufenthalte sollten so kurz sein, dass es nicht zu einer Hautrötung kommt. Als Reaktion auf UV-Bestrahlung (v.a. UVB-, weniger durch UVA- Strahlung) verdickt sich die Hornschicht durch vermehrte Zellteilung in der Oberhaut (Bildung der „Lichtschwiele“) und baut damit einen Schutz auf, der in etwa einem Lichtschutzfaktor von 4-5 entspricht. Außerdem bräunt die Haut und das Hautpigment Melanin legt sich schützend über die DNA im Zellkern. Die beste Vorbereitung ist aber ein guter Sonnenschutz, der ausreichend aufgetragen wird.

Ist ein Sonnenbrand dauerhaft für die Haut schädigend? („Die Haut verzeiht keinen Sonnenbrand“)

Ja, daher sollte ein Sonnenbrand grundsätzlich immer vermieden werden. Häufige Sonnenbrände schaden der Haut, indem sie unser Erbgut schädigen und unsere DNA-Reparaturenzyme überlasten, die die entstandene Schäden dann nicht mehr fehlerfrei beheben können. So steigt langfristig das Risiko an Hautkrebs zu erkranken. Insbesondere Babies und Kleinkinder nicht der direkten Sonne aussetzen, da Kinderhaut viel dünner ist als die Haut von Erwachsenen, die empfindlichen Stammzellen viel dichter an der Hautoberfläche liegen und schneller durch die UV-Strahlen geschädigt werden können. Außerdem sind die DNA-Reparaturenzyme bei Babies und Kleinkindern noch nicht so ausgereift. Sonnenbrände in der Kindheit steigern das Risiko später an Hautkrebs zu erkranken um das Vielfache.