Dr Stengel 2018-03-27

Hautscreening

Warum ist ein Haut-Screening wichtig?

Hautkrebs ist die Krebsart, die in den letzten Jahrzehnten bei der hellhäutigen Bevölkerung am stärksten zugenommen hat.

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts erkranken jährlich in Deutschland etwa 220.000 Menschen an hellem Hautkrebs und etwa 22.000 Menschen an schwarzem Hautkrebs.

Frühzeitig erkannt ist Hautkrebs in den meisten Fällen heilbar. Deshalb ist es sinnvoll die Haut regelmäßig beim Arzt auf bösartige Veränderungen untersuchen zu lassen.

Reicht ein „normales“ Haut-Screening mit bloßem Auge alle zwei Jahre als Hautkrebs-Vorsorge?

Mit Hilfe eines Auflichtmikroskops (= Dermatoskop) ist ein besserer Blick in die Feinstrukturen eines Muttermals möglich, die nur mit dem bloßem Auge selbst von erfahrenen Ärzten nicht wahrgenommen werden können. Durch die Untersuchung mittels Dermatoskop ist eine deutliche Verbesserung der Diagnostik möglich (bis zu 35%iger Anstieg der diagnostischen „Treffsicherheit“). Die Hautvorsorge wird von der deutschen dermatologischen Gesellschaft einmal jährlich empfohlen, bei Risikopatienten, also z.B. solchen mit einem Hautkrebs in der Vorgeschichte oder Patienten mit sehr vielen Muttermalen auch in kürzeren Abständen. Da sich Hautkrebs auch in weniger als zwei Jahren entwickeln kann würde ich jedem ein kürzeres Intervall als 2 Jahre empfehlen. Zusätzlich eine regelmäßige Selbstkontrolle, z.B. bei der Körperpflege.

Brauchen nur Patienten mit besonders vielen Muttermalen ein Screening mit einem speziellen Mikroskop?

Das Screening mittels Auflichtmikroskopie macht aus den oben genannten Gründen bei jedem Patienten Sinn. Menschen mit besonders vielen Muttermalen haben grundsätzlich ein erhöhtes Risiko an schwarzem Hautkrebs zu erkranken und sollten ihre Haut daher regelmäßig und in kürzeren Abständen mittels der Auflichtmikroskopie auf Auffälligkeiten untersuchen lassen.

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Der Beitrag „Hautscreening“ in Bayerischen Rundfunk in der Sendung „Wir in Bayern“ vom 26.03.18

Wie läuft so ein Haut-Screening ab?

Beim Hautkrebs-Screening wird die Haut vom Kopf bis zur Fußsohle untersucht inklusive der Mundschleimhaut, den Augenlidern, den Ohren, der Kopfhaut, des Intimbereichs sowie der Zehenzwischenräume und Fußsohlen.

Wie bereitet man sich als Patient am besten auf die Untersuchung vor?

  • am Untersuchungstag nicht eincremen, damit die Haut in ihrem ursprünglichen Zustand beurteilt werden kann.
  • Die Damen sollten kein Make-up, keinen Puder und keine Tagescreme verwenden und ohne Lack an Finger- und Fußnägeln zur Untersuchung erscheinen, damit auch die Nägel untersucht werden können. Hautkrebs kann nämlich auch unter den Nägeln auftreten.
  • Schmuck wie Uhren, Ohrringe etc. und eine Brille sollten bei der Untersuchung abgelegt werden, da sich darunter möglicherweise auch verdächtige Stellen befinden können.

Wie geht es weiter, wenn ein auffälliges Muttermal entdeckt wird?

Bei auffälligen und kontrollbedürftigen Muttermalen ist die digitale Videodokumentation (computergestützte Dermatoskopie) empfehlenswert, um die Veränderung im zeitlichen Ablauf dokumentieren zu können. Diese Videodokumentation kann bei der Entscheidung wichtig sein, ob ein Muttermal entfernt werden soll oder nicht. Besteht der Verdacht auf schwarzen Hautkrebs, so sollte die betreffende Hautveränderung natürlich zeitnah im Gesunden mit einem entsprechenden Sicherheitsabstand operativ entfernt werden. Dies geschieht in vielen Fällen ambulant durch eine Operation in örtlicher Betäubung.

Kann man Hautkrebs schon beim Haut-Screening erkennen?

Ja, weil die Auflichtmikroskopie einem erfahrenen Arzt eine relativ sichere Diagnose von Hautkrebs erlaubt.

Wie wird das Haut-Screening dokumentiert, um Veränderungen über die Jahre feststellen zu können?

Kontrollbedürftige Muttermale nehmen wir mit der sogenannten computergestützten Videodermatoskopie auf. Dieses Gerät ermöglicht eine bis zu 140-fache Vergrößerung der einzelnen Hautveränderungen und damit einen Blick in Feinstrukturen, die für das bloße Auge so nicht sichtbar sind. Vergleicht man die Aufnahmen im Zeitverlauf so werden selbst subtile Veränderungen erkennbar. Gelegentlich ist ein beginnender schwarzer Hautkrebs allein durch die Zunahme von Farb- und Strukturelementen und durch ein asymmetrisches Größenwachstum zwischen zwei Untersuchungen erkennbar. Diese Veränderungen sind manchmal die einzigen Hinweise auf das Vorliegen einer bösartigen Hautläsion. Solche subtilen Veränderungen sind nur mit der digitalen computergestützten Dermatoskopie, die einen direkten Vergleich der aktuellen mit der früheren Aufnahme auf dem Monitor ermöglicht, erkennbar. Computergestützte Systeme können so helfen, beginnenden schwarzen Hautkrebs frühzeitig zu entdecken und auch die Zahl unnötiger Operationen gutartiger Hautläsionen zu verringern. Dies erlaubt eine sichere Diagnose und erspart Ihnen unnötige Eingriffe und Narben.

Wird das Haut-Screening von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen?

Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen ein Hautkrebs-Screening mit dem bloßen Auge alle 2 Jahre bei über 35-jährigen. Manche gesetzlichen Krankenkassen bezahlen dieses Screening ihren Versicherten auch schon in einem früheren Lebensalter und in kürzeren Abständen, das sollte man vorab mit seiner Krankenkasse klären.

Welche Tipps gibt es zur Selbstuntersuchung?

Um einen Leberfleck einzuschätzen sollte man folgende Kriterien, zusammengefasst als die sog. ABCD-Regel, kennen:

A – Asymmetrie:

Gutartige Muttermale sind eher symmetrisch.

Eine Asymmetrie in Form und/oder Struktur ist abklärungsbedürftig.

B – Begrenzung

Gutartige Muttermale sind eher scharf begrenzt.

Eine unregelmäßige, zackige oder unscharfe Begrenzung sollte beim Hautarzt abgeklärt werden.

C – Colour:

Gutartige Muttermale sind eher einfarbig.

Je „bunter“ eine Hautveränderung ist, desto eher empfiehlt sich eine Kontrolle beim Hautarzt. Schwarzer Hautkrebs ist eben oftmals nicht nur rein schwarz, sondern kann auch Rot-, Braun-, Grautöne zeigen oder in einzelnen Bereichen farblich abgeblasst sein (sog. Zeichen der Regression).

D – (früher Durchmesser über 5mm), heute Dynamik:

Verändert sich ein Muttermal, zeigt es zum Beispiel eine asymmetrische Größenzunahme im Zeitverlauf, so sollte es beim Hautarzt kontrolliert werden.

Ein weiteres Kriterium ist das des „häßlichen Entleins“:  hat man zum Beispiel am Oberkörper 20 Leberflecken und eines davon sieht anders aus als alle anderen so ist dieses auffällig und sollte abgeklärt werden.

Im Zweifelsfall (beispielsweise wenn ein Muttermal asymmetrisch gewachsen ist, blutet oder gänzlich neu aufgetreten ist an einer Stelle, an der sich vorher keines befand) sollte immer ein Termin beim Arzt zur Untersuchung vereinbart werden.

Sollten Kinder mit Muttermalen auch schon zum Haut-Screening gehen?

Hautkrebs bei Kindern ist insgesamt sehr selten. Trotzdem sollte man einen auffälligen Befund lieber beim Spezialisten abklären lassen, zum Beispiel wenn sich ein Muttermal bei Kindern verändert oder blutet. Kinder mit sog. angeborenen Riesennävi, das sind Muttermale über 40 cm Durchmesser, sollten regelmäßig untersucht werden, da diese Muttermale ein gewisses Risiko haben sich bösartig zu verändern. Auch bei großen angeborenen Muttermalen, das sind solche mit Durchmessern zwischen 10-20 cm sollte man die betreffenden Stellen kontrollieren lassen, da diese im Laufe des Lebens ein Risiko von ca. 2-10% haben sich bösartig zu verändern.

Weitere Infos finden Sie hier.